Als ich 14 Jahre alt war gab es gerade die neue Riva TNT2 und ich habe mir von einem Jahr Ferien-/Wochenendjob einen Aldi-Computer (PIII 500Mhz) kaufen dürfen. Erste Gehversuche mit LAN-Partys folgten ein Jahr später im heimischen Keller, scheinbar unlösbare Aufgaben ein Mini-Netzwerk unter Windows 98 einzurichten folgten ungezügelter Euphorie und stundenlangem Spielspaß mit Quake III Arena oder dem frisch herausgekommenen Diablo 2.
Nach und nach sammelten sich immer mehr Bekanntschaften aus dem Dorf an, sei es vom gemeinsamen Warten an der Haltestelle, oder im eigenen Klassenverband. Die Nerds, die Streber, die verpickelten Fettsäcke, die Riesenlulatsche und Körperclowns haben ein zu Hause gefunden in dem sie unter sich waren, ihren eigenen Slang entwickelten und einen Kontrapunkt zu der „coolen“ Mainstreamjugendkultur gesetzt.
Jede Schulferien war zocken angesagt, währenddessen andere sich jedes Wochenende die Rübe zugesoffen haben, in Schlägereien verwickelt waren oder sonst was taten saßen wir friedlich im Keller, haben Familienpizzen bestellt und versucht Xaero zu besiegen, oder in einer Nacht Diablo I durchzuzocken. Die LANs wurden größer, die Orga professioneller, doch mit dem Aufkommen der DSL-Leitungen, den immer günstiger werdenden DSL-Flatrates verschwanden auch die LAN-Partys langsam wieder.
Dabei haben wir in der Zeit eine eigene Gaming-Kultur aufgebaut, die auch durch das Online-Zocken nicht ersetzt werden kann. Ungesundes Essen, neue Leute in Person kennenlernen und ein Wochenende lang das Gefühl haben, dass man mit seiner Daddelei zu den „Normalen“ und die Anderen „da draußen“, die nicht zocken, die Verrückten sein könnten ist ein unbeschreibliches Gefühl.
Die Jahre vergingen, man wird älter, hat mehr Verpflichtungen, Familie, Beruf, Kinder, Schwestern. Trotzdem habe ich die Zeit vermisst. Das unbeschwerte Zocken, ohne Nörgler im Hintergrund „man solle doch mal was Anderes machen und rausgehen“ vermisste ich sehr.
Irgendwann kam die zündende Idee: aus einer deutschsprachigen Online-Community, warum nicht dieses Weltkulturerbe wiederbeleben. Eine Location haben wir, fehlt nur noch der Rest. Durch diese Aufgabenverteilung kommt der unverwechselbare Charme der Rock’n’Frag-LAN zustande.
Perfekt organisierte 300 Mann LAN-Partys gibt es (zum Glück) noch in ganz Deutschland, aber eine LAN, bei der jeder einzelne wichtig ist, die auch nur ein begrenztes Platzkontingent hat und trotzdem mehr als 20 Leute beherbergt.
Das ist selten. Jeder kann sich einbringen. Jeder kann irgendetwas.
Wir machen unsere LAN-Party so, wie wir sie gerne hätten. Dieser Gemeinschaftsgeist ist der Pulsschlag mit dem diese LAN nach altem Vorbild von den Toten aufersteht.
Durch die Hilfsbereitschaft und Improvisationsnotwendigkeit ihrer Mitglieder entstehen Freundschaften über Landesgrenzen hinweg. Nur wir im Team können diesen Geist der Amateur-LANs von damals bewahren und neue Menschen dafür begeistern.
– Stand: 2017
Fast schon verzweifelt wirkte der Aufruf vom über 30 Jahre alten Andergaster an die Community im Herbst 2017. Zusammengefasst bot er eine Halle mit Internetzugang und bettelte um Unterstützung im Netzwerk- und Strombereich um das (Zitat) „Weltkulturerbe“ der LAN-Partys, so wie sie vor 10-20 Jahren abgehalten wurden wieder aufleben zu lassen.
Sein Glaube in die Community sollte nicht enttäuscht werden. Aus allen Ecken Deutschlands, der Schweiz, Österreich und den Niederlanden wurde Hilfe angeboten, sogar eine Spende aus Spanien trudelte ein. Über Teamspeak wurden Pläne geschmiedet und schnell etablierten sich die „Mädchen für alles“, Strom- und Netzwerkexperten. Ohne sich vorher gekannt/gesehen zu haben schoss Andergaster eine gehörige Portion Vertrauensvorschuss in seine Helfer und wurde auch hier von der Hilfsbereitschaft überwältigt.
Netzwerkpartys, bei denen jeder etwas dazu beitragt, waren doch nicht tot.
Im Januar 2018 startete die 1. Rock’n’Frag mit Turnieren, stundenlanges Oldschoolgame-Ballern, Versteigerung, OC, Unmengen an interessanten Gesprächen und endete mit der Frage: „WANN IST DIE NÄCHSTE?“ Ungewiss seiner beruflichen Zukunft (Bewerbungsverfahren auf andere Stellen liefen) wollte Andergaster eine kleine LAN für den harten Kern im Sommer organisieren.
Doch ein weiteres Male sollte er von der ohnehin schon fleißigen Community überwältigt werden: Ein Gast der WinterLAN gelobte hoch und heilig, dass doch bitte die SommerLAN genauso groß (besser größer) durchgeführt werden sollte.
Andergaster wollte sich nicht krumm stellen und halste kurzerhand einen großen Teil der Orga diesem Herrn auf, da er ja nicht wusste, ob er sich zu diesem Zeitpunkt schon in der Einarbeitungsphase an einer anderen Stelle befinden würde. Der neue Stern am Orgahimmel baute eine phantastische Internetseite, kümmerte sich ums Essen, baute auf und ab, putzte und machte Überstunden ohne Ende.
Es kam wie es kommen musste: Auch die SommerLAN war ein voller Erfolg und noch mehr Leute wurden in der Community auf dieses LAN-Unikat aufmerksam, wollten verlinkt werden und schrien: „WANN IST DIE NÄCHSTE?“ Und auch diesmal gab es wieder Gäste die gesagt haben: „Hammer! Ich möchte auch helfen, ich möchte Teil davon werden, ja ich habe auch mein Expertenwissen/Ressourcen, die ich in die LAN einfließen lassen kann.“ Somit wird wieder die Seite nach dem Feedback der Gäste überarbeitet, an einem Kassensystem gearbeitet usw. Die Visionen von Menschen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum fließen kontinuierlich in diese LAN.
Partizipation ist nicht ein einfacher Werbeslogan, sondern gelebte Realität. Da wird im Discord Geld gesammelt, weil sich ein Gast die LAN nicht leisten kann. Da fahren Menschen Umwege von mehr als zwei Stunden um wildfremde Leute zur LAN mitzunehmen.
Da wird Gemeinschaft gelebt, obwohl einige zu der Kategorie „ich mag keine Menschen“ gehört. Das ist und bleibt Rock’n’Frag.
– Stand: Juli 2018